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Leben in einer Gemeinschaft ist nicht immer die reine Freude

„Zeit für Freude“ im Theater Oberhausen

Mit „Zeit für Freude“ bringt die Intendantin des Oberhausener Theaters Kathrin Mädler ein neues Stück des norwegischen Erfolgsautors Arne Lygre als deutschsprachige Erstaufführung auf die Bühne. Es befasst sich mit der zwiespältigen Sehnsucht des Menschen nach Gemeinschaft. Die meisten Personen des Stückes tragen keine Namen, sondern firmieren unter Rollenbezeichnungen wie Mutter, Witwe, Sohn, Tochter, Schwester, Exfrau, Nachbar/in. Die Annahme, dass Menschen in einer Gemeinschaft Lebenskrisen und Verlusterfahrungen besser bewältigen, wird einem Realitätstest unterzogen, wenn die Figuren von ihren akuten Lebensnöten berichten. Dabei zeigt sich, dass sie nicht immer mit Empathie und Verständnis der ihnen Nahestehenden rechnen können. Es geht um Erlebnisse wie eine verletzende, unverzeihliche Äußerung unter Alkoholeinfluss, der Schock über den plötzlichen Tod des Mannes, die ungewollte Kinderlosigkeit, die gegenüber den Eltern verheimlichte Homosexualität. Alle acht Figuren tragen auf der von Lichterketten beleuchteten Bühne voluminöse Reifröcke mit Puffärmeln, die an die Barockzeit erinnern. Kann man sich in einem solchen Zwangskorsett überhaupt näherkommen und sich einander freuen? Dass dies nur punktuell gelingt, zeigt der Auftritt des lange erwarteten Bruders Aksle. Er kündigt an, seine Mutter und seine Schwester sowie seinen Lebenspartner Daniel für immer verlassen zu wollen. Gemeinschaft bedeutet ihm nichts. „Ich muss mir einen Ort suchen, wo ich ich bin, aber ohne alles, das zu mir gehört“.

Nach der Pause wird Daniels Geburtstag auf einem Podest in der Mitte der Bühne gefeiert. Die in fellartigen Mänteln gekleideten Gäste bilden ein Knäuel, aus dem nur noch Beine und Köpfe herausragen. Niemand ist allein und alle vermissen Aksle. Leider gleiten die Gespräche mehr und mehr in eine belanglose Partyunterhaltung ab.

Während des Dramas setzt der von Schumann komponierte Liederzyklus von Eichendorff-Gedichten, von der Sopranistin Ekaterina Isachenkko bewegend vorgetragen, einen musikalischen Kontrapunkt, der durch eine visuelle Projektion der Texte noch stärker hätte ausfallen können. Die einfühlsame und schlüssige Inszenierung von Kathrin Mädler sowie die herausragende Sprechkultur der Schauspieler lassen den Zuschauer die ca. dreistündige Aufführungsdauer vergessen und erhalten den verdienten Beifall.
Karl Wilms

Zeit für Freude | © Andreas Etter

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