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Das achte Leben (Für Brilka)

Nino Haratischwilis Familienepos auf der Bühne des Grillo-Theaters

Im Roman sind die letzten Seiten mit der Lebensgeschichte von Brilka leer. Auf der Bühne erfüllt der Ausdruckstanz der jungen Brilka in einem blau-gelben Pullover zur ukrainischen Nationalhymne diese Leere und verdeutlicht die Verbindung der 100jährigen georgischen Familiengeschichte mit der aktuellen Weltlage. Von 1900 bis heute wird am Beispiel der sechs Generationen einer Schokoladenfabrikatenfamilie Ereignisse und Umbrüche, Katastrophen und Dramen, Schicksale und Wunder erzählt.

Wie schafft man es, fast 1300 Seiten Romanseiten umzusetzen und auf die Bühne zu bringen? Die Regisseurin Elina Finkel hat zusammen mit der Dramaturgin Margrit Sengebusch die Bühnenfassung von Emilia Linda Heinrich, Julia Lochte und Jette Steckel für Essen noch gekürzt, doch schaffen sie es, die großartige Geschichte der Familie von Stasia und Christine klar gegliedert zu erzählen. Für alle, die den Roman kennen, ist es ein Wiedersehen mit den Menschen, die man im Roman kennengelernt hat. Für alle, die den Roman nicht kennen, wird die verwickelte Geschichte über mehrere Generationen trotzdem deutlich. Vor allem im ersten Teil, bis alle Figuren eingeführt sind, ist der Theaterabend etwas stakkatohaft und natürlich vermisst man als Romankenner ein Teil der üppigen Geschichten. Die Aktualität des bereits 2014 erschienen geschichtentrunkenen Romans über die Familie und ihren Weg in Georgien durch Revolutionen, Kriege und Stalins Säuberungen ist beeindruckend. Mit der Geburt von Stasia (Ines Krug) beginnt die Geschichte. Wie ihre Ur-Ur-Enkelin Brilka ein Jahrhundert später möchte sie eigentlich nur Tanzen. Doch die Liebe zum Soldaten Jaschi führt sie in die Ehe, sie bekommt zwei Kinder – Kostja und Kitty. Er wird ein linientreuer Apparatschik, ihr wird durch das System alles genommen - Liebe, Familie, Heimat, dafür wird sie im Exil eine gefeierte Sängerin. Stefan Migge und Janina Sachau beeindrucken beide in ihrer intensiven Darstellung von Systemtreue und Widerstand. Aber auch Stasias Schwester Christine (Floriane Kleinpaß) wird durch ihre Rolle in den höheren Kreisen der Macht für immer bestraft. Die wechselvolle Geschichte Georgiens beeinflusst auch die nächste Generation, die Töchter Kostjas. Das Schicksal der Familie ist über Jahre verwoben mit der Familie von Sopio Eristawi, einer unangepassten und selbstbewussten Frau, die dafür mit dem Leben bezahlt.

Das hervorragende Ensemble stellt die Familienmitglieder gefühlsstark über eine ganze Lebensspanne dar – von Kindesbeinen bis ins hohe Alter. Trixi Strobl als Stasias Urenkelin Niza führt und kommentiert mit Distanz durch die Geschichte. Die dunkle Einheitsbühne (Norbert Bellen) bietet eine hohe Flexibilität für die zahlreichen Orte. Eine Kritik kann die zahlreichen Aspekte dieser Inszenierung gar nicht zufriedenstellend beleuchten. Schauen Sie selbst diesen wunderbaren erzählerischen Theaterabend!
In der neuen Spielzeit planen wir in unserer Reihe "t … trifft" ein Gespräch mit der Dramaturgin Carola Hannusch und einen gemeinsamen Theaterbesuch. Weitere Informationen demnächst auf unserer Homepage.
Sigrid Riemer

Ines Krug (Stasia), Floriane Kleinpaß (Christine) | © Bettina Stoess

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