Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe oder reich und reich gesellt sich gern“ im Grillo-Theater | Theatergemeinde metropole ruhr | Ihr Weg zur Kultur

„Die Rundköpfe und die Spitzköpfe oder reich und reich gesellt sich gern“ im Grillo-Theater

Ein alter Brecht ganz aktuell

Man muss sich die langen Vorlaufzeiten des Theaterbetriebes während der Corona-Pandemie vor Augen führen: Die Aufführung des "Greuelmärchens“ von Bertolt Brecht (uraufgeführt im Jahr 1936) war bereits zu Beginn des Jahres 2019 auf den Spielplan gesetzt worden, die Premiere war für Juni 2020 geplant und fand nun Anfang September 2021 endlich statt. Doch diesen langen Weg merkte man der phantasievollen und kreativen Inszenierung von Helmut Schmidt-Rahmer nicht an.

Mit bestechender Aktualität führte sie den Zuschauern das Dilemma der sozialen Ungerechtigkeiten vor. Bereits mit dem ersten Spruch auf Leuchttafeln setzte sie bereits ein Statement: "Dies ist kein Lehrstück, es ist DOKUMENTARTHEATER, kapiert? This is a true story!“ Auch wenn die verfremdenden Ganzkörper-Anzüge der Schauspieler (Kostüme: Pia Maria Mackert) das Dokumentarische direkt konterkarierten, wird doch sehr deutlich, wie furchtbar real die Konflikte der Figuren sind, so wie Märchen immer einen großen Bezug zur Realität haben. Tschuchen und Tschichen leben friedlich zusammen. Reiche und Arme wiederum haben ihre typischen Konflikte. Pächter Callas ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten, der Pachtherr de Guzman will nicht helfen. Doch die Bauernpächter rufen zur Revolution und bedrohen das privilegierte Leben der reichen Pachtherren. Daher rufen sie den zwischen Trump, Putin und Gauland changierenden Populisten Blondo auf den Plan. Dieser unterteilt die Bevölkerung nach ihrer Kopfform in die (guten) Rundköpfe und die (bösen) Spitzköpfe. Das bisher friedliche Zusammenleben ist nicht mehr möglich, Rassismus macht sich breit. Wie nun der arme Pächter Callas und seine Tochter Nanna zum Spielball der Verhältnisse werden, die sie zuerst vermeintlich noch selbst in der Hand haben und zu ihrem Vorteil nutzen, aber letztendlich von den Reichen wieder überrumpelt werden, erzählt Schmidt-Rahmer in zwei sehr kurzweiligen Stunden voller aktueller Anspielungen und viel Humor.

Das ganze Ensemble brilliert mit beeindruckender Spielfreude. Auch wenn durch die Gesichtsüberzüge der Körpersuits kaum Mimik möglich ist, schaffen sie durch Körperhaltung, Gestik und Sprache sehr genaue Charakterdarstellungen. Besondern hervorzuheben ist Silvia Weiskopf als Nanna und Alexey Ekimov als Pachtherr. Aber auch Stefan Diekmann erschafft einen hyperaktiven und sehr gefährlichen Blondo. Die Bühne von Daniel Angermayr bietet dazu einen flexiblen Spielgrund. Der Regisseur und die Dramaturgie (Carola Hannusch) hatten ein gutes Händchen, und haben das über 80 Jahre alte Stück wirklich zum "Stück der Stunde“ gemacht.
Sigrid Riemer

Jan Pröhl, Alexey Ekimov | © Martin Kaufhold

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