Gefeierte Ballettpremiere im Aalto-Theater

Betritt man das Aalto-Theater wird man schon im Garderobenbereich mit großen Kandelabern atmosphärisch auf die Aufführung eingestimmt. Armen Hakobyan, Co-Intendant des Aalto Balletts, hat mit dem „Glöckner von Notre Dame“ sein erstes abendfüllendes Ballett choreografiert.
Hat man Platz genommen, ertönt feierliches Glockengeläut und die Umrisse einer Kathedrale gleiten über den Vorhang, bevor er sich hebt. Durch Tanz erzählt wird die von Victor Hugo stammende Geschichte von Quasimodo, der sich unsterblich in die schöne Esmeralda verliebt, die aber von anderen begehrt wird und schließlich am Galgen stirbt. Hakobyan richtet sein Augenmerk stärker auf den finsteren Priester Frodo und Esmeralda als auf Quasimodo, der ohne die übliche sichtbare Behinderung dargestellt wird.

Ein phantastisches, wandelbares Bühnenbild zieht den Zuschauer förmlich in den Dom Notre Dame und das Geschehen hinein. Ramon Ivars ist für diese und die wunderbar passenden Kostüme verantwortlich. Getanzt wird zu einer scheinbar ganz neuen Musik, die von den Essener Philharmonikern in allen Nuancen leuchtend unter der Leitung des 1. Kapellmeisters Wolfram-Maria Märtig live gespielt wird. Schaut man in das Programm, so sieht man, dass sich diese aus einem Guss erscheinende Musik aus 17 einzelnen Teilen zusammensetzt, genial ausgesucht von Märtig und Hakobyan.

Der erste Akt zeigt viele folkloristische Gruppenszenen z. B. mit den Freundinnen Esmeraldas oder einer Marktszene. Quasimodo (Enrico Vanroose) albert mit den Gargoyles (dämonische Wasserspeier) herum. Im 2. Akt wird es dramatisch. Frodo (Moisés León Noriega) erwischt Esmeralda (Yuki Kishimoto) bei einem amourösen Treffen und tötet Phoebus (Artem Sorochan) mit dem Messer Esmeraldas. Esmeralda stirbt deshalb am Galgen.

Getanzt wird im neoklassischen Stil, der nur sehr sparsam mit Elementen des modernen Tanzes ergänzt wird. Beeindruckend sind die Gruppenszenen der Compagnie, die auch Schülerinnen und Schüler des Fachbereiches Tanz des Gymnasium Werden einbeziehen. Berückend schöne Pas de deux bezaubern die Zuschauer. Besonders anrührend der letzte Pas de deux von Quasimodo und der toten Esmeralda, bevor er sich ins Innere von Notre-Dame zurückzieht.

Der Abend ist einfach wunderbar gelungen, hinreißend choreographiert und getanzt. Das Publikum des ausverkauften Aaltos feierte diese Aufführung zu recht mit frenetischem Applaus und Standing Ovations.
Hans-Bernd Schleiffer

Termine: Im Dezember ausverkauft, 18.1., 29.1., 31.1., 6.2., 18.2., 5.3.2026